Bordeaux | Jahrgang 2019
Wie auch manche anderen französischen Weinregionen verbindet Bordeaux eine wahre Liebesgeschichte mit den Jahrgängen, die auf 9 enden. Und 2019 setzt sich diese Tradition fort.
Was Klima und Gesundheit anbelangt, so war 2019 ein einfacheres Jahr als 2018, als der falsche Mehltau grassierte. Der Winter 2018/2019 war sehr mild. Während diese Bedingungen in der Regel ein verfrühtes Saisonende auch bei der Weinlese zur Folge haben, kamen die Dinge durch einen frischen Frühling wieder ins Lot. Bordeaux wurde sogar mehrmals im April und Mai von Frost heimgesucht. Und die nächste Herausforderung für den 2019er Jahrgang war die Hitze. Im Südwesten Frankreichs herrschten zu Beginn des Sommers sehr hohe Temperaturen, sodass ein Vertrocknen der Reben befürchtet wurde, doch setzte der Regen dreimal genau zur richtigen Zeit ein: im Juli und August und dann Anfang September mit einigen Gewitterschauern, die den Trauben vor der Lese Frische und Energie verliehen.
Bei den Rotweinen zählt 2019 unbestritten zu den großen Jahrgängen nach 2018, 2016 und 2015 – eine beeindruckende Serie, die nur durch einen etwas weniger herausragendes Jahr 2017 unterbrochen wurde. Der Alkoholgehalt, der für die Bordeaux-Weine, deren Ruf auf Feinheit und Eleganz beruht, allmählich zum Problem wird, wurde 2019 eher besser kontrolliert als in den Jahrgängen zuvor.
Insgesamt weisen die Rotweine eine hohe Qualität hinsichtlich Reife, Fülle und Dichte der Struktur auf, also der Merkmale, die einen großen Jahrgang ausmachen. Doch einige Produzenten (mehr als die Appellationen) haben dennoch zu kräftige Weine mit einem zu hohen Alkoholgehalt und zu „harten“ Tanninen hervorgebracht. Im besten Fall erinnert dieser Jahrgang stark an das Profil von 2009 mit seinen tiefgängigen Roben, seinen intensiven Aromen nach schwarzen Früchten, seinem reifen und üppigen Gaumen und seinen perfekt eingehüllten Tannine, sei es am linken Ufer der Gironde, das mitunter großartige Cabernets hervorbringt, oder am rechten, wo die besten Merlots mild und üppig geblieben sind und wo die Weingüter mit einem hohen Anteil an Cabernet Franc (oder Sauvignon) wohl auch die mit den ausgewogensten Weinen sind. 2018 wird für die Rotweine ein Jahrgang, der sich durch lange Lagerfähigkeit auszeichnet, während die Gewächse von 2019 für den höchsten Genuss eher rasch verkostet werden sollten.
Bei den Weißweinen beschert uns Bordeaux mit 2019 einen sehr großen Jahrgang nach einem bereits sehr guten Jahr 2018. Die äußerst gesunden Trauben haben sich trotz der starken Hitzeperioden eine schöne Säure bewahrt und damit einen meisterlich ausgewogenen Wein hervorgebracht, der eine Frische mit einer Dichte der Struktur vereint, die früheren Jahrgängen überlegen ist.
Die Produktion der Likörweine war jedoch nicht einfach und die Mengen fallen wieder einmal sehr gering aus. Die meisten Weingüter haben die Essenz des Jahrgangs 2019 in einer einzigen Lese vom 8. bis 13. Oktober vereint, was im Bordelais sehr selten vorkommt. Nach dem 14. Oktober hat eine lange Regenphase die am Rebstock verbliebenen Trauben endgültig zerstört. Die Weine sind klar, frisch, harmonisch und intensiv, aber ohne Schwere, und erinnern so an den Stil von 2015 in seiner reinsten Form.















































































